Sämtliche zwei- bis fünfstimmigen Sätze in einer Übertragung für Streicher in 6 Heften von Helmut Pfrommer.
Mit den 24 Präludien und Fugen des «Wohltemperierten Klaviers» (Köthen 1722) schuf Johann Sebastian Bach eine Sammlung, die als Unterrichtswerk, aber auch «für den in diesem studio schon habil seyenden (zum) besonderen Zeitvertreib», also auch für den erfahrenen Meister am Tasteninstrument gedacht war. Den Rahmen für die Sammlung von Präludien und Fugen bildet der systematische Gang durch sämtliche Dur- und Moll-Tonarten, und zwar im Halbtonabstand die Tonleiter aufwärts, um damit die großen Möglichkeiten der damals neu eingeführten «temperierten Stimmung» für Tasteninstrumente aufzuzeigen.
Dass sich die Fugen unschwer auch für ein Spiel auf Streichinstrumenten eignen, zeigen nicht nur Mozarts Bearbeitungen sondern auch manche Notenausgaben der Vergangenheit. Doch auch die Präludien lassen sich, von zwei Ausnahmen abgesehen (Nr.1 in C-Dur und Nr.21 in B-Dur), problemlos mit Streichinstrumenten realisieren. So wird hier das erste Mal eine Gesamtausgabe aller für Streicher übertragbaren Sätze in 6 Heften vorgelegt. Die Hefte sind aus musizierpraktischen Gründen nach Besetzung bzw. Stimmenanzahl geordnet, obwohl dadurch die meisten Satzpaare (Präludium und Fuge mit unterschiedlicher Stimmenanzahl) auseinandergerissen werden, ein Problem, das bei vielen Übertragungen Bachscher Klaviermusik auftritt.
Zu den Tonarten: In seinen sonstigen Werken bewegt sich Bach zwischen As-Dur und E-Dur, zwischen b-moll und fis-moll. Die restlichen «entfernten» Tonarten kommen außer in den beiden Teilen des Wohltemperierten Klaviers nie vor und dienen hier vor allem als Demonstration, um dem Spieler am Tasteninstrument aufzuzeigen, was durch die «Revolution» der neuen Stimmung alles in Komposition und Modulation möglich geworden ist. Doch haben diese Tonarten bei Bach noch keinen typischen Eigencharakter wie später etwa bei Beethoven, Schubert oder Chopin. Dies lässt sich u.a. auch daran erkennen, dass Bach zum Cis-Dur-Satzpaar eine vorhandene C-Dur-Komposition, zur dis-moll-Fuge eine d-moll-Fuge aus älterer Zeit umarbeitet. Da der systematische Gang durch die Tonarten - das halbtonweise Fortschreiten - auch in der Streicherfassung zwar denkbar, doch wegen der ständig wechselnden Besetzung nur wenig pragmatisch erscheint, wurden die Sätze dieser «entfernten» Tonarten zur Erleichterung um einen Halbtonschritt transponiert, wenn möglich in die jeweilige Urtonart.
J. S. BACH: Das Wohltemperierte Klavier I in einer Fassung für Streicher in 6 Heften.